Interview mit Sebastian Fischer, Vorsitzender des Tischtennis-Clubs Post Brandenburg

Wie schätzt Du die aktu­elle Situa­tion bezüg­lich der Auf­nahme des Trai­nings- und Wett­kampf­be­trie­bes auf Lan­des­ebene und auf Kreis­ebene ein?
Der TTVB hat sich glück­li­cher­weise rela­tiv früh posi­tio­niert. Es wurde fest­ge­legt, dass die Punkt­spiel­sai­son wie­der auf­ge­nom­men wird, wenn spä­tes­tens in der 12. Kalen­der­wo­che , also in der Woche vom 22. März 2021 bis 28. März 2021, der Wett­kampf­be­trieb wie­der auf­ge­nom­men wer­den kann. Das gibt uns eine gewisse Plan­bar­keit, was ich ins­ge­samt sehr begrüße.

Ich per­sön­lich zwei­fele jedoch daran, dass eine Wie­der­auf­nahme der Punkt­spiel­sai­son bis zur Kalen­der­wo­che 12 mög­lich ist. Wer die aktu­elle Bericht­erstat­tung ver­folgt, muss fest­stel­len, dass auch mit Ablauf des 7. März nicht sofort wie­der die Hal­len geöff­net wer­den. Unab­hän­gig davon, ob die Inzi­denz­werte wei­ter sin­ken, lässt sich bereits jetzt die Ten­denz erken­nen, dass der Frei­zeit­sport mit als letz­tes wie­der zuge­las­sen wird. Dem wird wahr­schein­lich eine län­gere Zeit kon­stant nied­ri­ger Werte vor­aus­ge­hen müs­sen. In der Stadt Bran­den­burg ent­spannt sich die Situa­tion zumin­dest derzeit.

Betrach­tet man jedoch das gesamte Bun­des­land, so kön­nen ins­be­son­dere in den Grenz­re­gio­nen noch rela­tiv hohe Werte fest­ge­stellt wer­den. Dies schließt wahr­schein­lich die Fort­füh­rung der Sai­son auf Ver­bands­ebene aus. Ich wäre im Übri­gen stark dafür, dass in die­sem Fall auch in den nicht so stark betrof­fe­nen Krei­sen und Lan­des­be­rei­chen die Spiel­sai­son nicht wie­der auf­ge­nom­men wer­den wird, da nicht klar ist, wel­che „aus­wär­ti­gen“ Spie­ler in den Mann­schaf­ten zum Ein­satz kommen.

Dar­über hin­aus dürfte eine faire Been­di­gung der Sai­son aus­ge­schlos­sen sein, da bei­spiels­weise die Öff­nung von Hal­len nicht in der Macht der Lan­des­ver­wal­tung liegt. Selbst wenn diese Indoor­sport wie­der zulässt, erwarte ich, dass die ein­zel­nen Kreise und kreis­freien Städte unter­schied­lich reagie­ren. Im Übri­gen müsste sicher­ge­stellt wer­den, dass vor dem ers­ten Wett­kampf­auf­schlag eine aus­rei­chend lange Trai­nings­zeit besteht, auch um Ver­let­zun­gen der Spie­ler zu ver­mei­den. Wir haben schließ­lich bereits seit etwa 4 Mona­ten nicht mehr trai­nie­ren können.

Ich würde mir daher wün­schen, dass die Sai­son im Sinne eines fai­ren Wett­be­werbs nicht fort­ge­setzt wird, gleich­zei­tig jedoch ein Umden­ken hin­sicht­lich der Trai­nings­mög­lich­kei­ten erfolgt. Wir hat­ten bereits ein sehr gutes Hygie­ne­kon­zept aus­ge­ar­bei­tet, an wel­ches sich unsere Mit­glie­der gut gehal­ten haben. Dies sah bei­spiels­weise vor, dass für jede Trai­nings­paa­rung eine Flä­che von 50 m² zur Ver­fü­gung stand. Dies ist wesent­lich mehr, als wäh­rend der Arbeit bzw. im Han­del pro Per­son vor­ge­schrie­ben ist. Den­noch sieht die der­zei­tige Situa­tion vor, dass eine Nut­zung der Halle ledig­lich für ins­ge­samt 2 Leute mög­lich ist. Dies ist für uns als Ver­ein jedoch weder unter Berück­sich­ti­gung der mög­li­chen Trai­nings­zei­ten noch des finan­zi­el­len Auf­wands stemmbar.


Wel­ches Ver­fah­ren für die Sai­son 2020/2021 wür­dest Du also vor­schla­gen?
Hier ist die Rege­lung ein­deu­tig. Der DTTB hat nach dem ers­ten Lock­down die gül­tige Spiel­ord­nung ergänzt. Dies hat auch der TTVB als ver­bind­lich aner­kannt. Darin ist gere­gelt, dass eine Sai­son zwin­gend zu bewer­ten ist, wenn wenigs­tens die Hälfte der Spiele durch­ge­führt wurde. Bei einer Durch­füh­rung von weni­ger als der Hälfte der Spiele ist die Sai­son zu annul­lie­ren. Soll­ten wir also die noch offe­nen Spiele nicht mehr been­den kön­nen, ist zwin­gend für die Ver­bands- und Lan­des­ebene eine Annul­lie­rung der Sai­son vor­ge­schrie­ben. Dies bedeu­tet, sämt­li­che Mann­schaf­ten wür­den in der Sai­son 2021/2022 in der Spiel­klasse star­ten, in wel­cher sie die Sai­son 2020/2021 begonn­nen haben. Es gibt keine Auf- und Absteiger.

Für die Kreis­ebene gilt die Wett­spiel­ord­nung nicht zwin­gend, d. h. die Kreise kön­nen abwei­chende Ent­schei­dun­gen tref­fen. Im Sinne der Fair­ness würde ich jedoch auch hier raten, eine Annul­lie­rung der Sai­son vor­zu­neh­men. Abwei­chend von den Rege­lun­gen des TTVB könn­ten die Kreis­ver­ant­wort­li­chen bereits sich jetzt schon Gedan­ken machen, ob die Sai­son über­haupt wie­der auf­ge­nom­men wer­den sollte, selbst wenn dies auf Ver­bands- und Lan­des­ebene durch den TTVB erfolgt. Auf Kreis­ebene ist ein hoher Anteil an TT- Senio­ren, wel­che zur Risi­ko­gruppe zäh­len aktiv. Ich halte es für schade, wenn diese zur Durch­füh­rung von Punkt­spie­len mit den dazu gehö­ri­gen Aus­wärts­fahr­ten gezwun­gen wer­den bzw. alter­na­tiv die Mann­schaft aus gesund­heit­li­chen Grün­den „ im Stich las­sen müs­sen“. Die bis­her gespiel­ten Begeg­nun­gen blei­ben jedoch für die jewei­lige indi­vi­du­elle Wer­tung des Akti­ven relevant.


Wel­che sport­li­chen Nach­teile hätte ein Abbruch der Sai­son?
Klar ist, dass ins­be­son­dere der Nach­wuchs eine Sai­son „ver­liert“. Nach­wuchs­spie­ler in den letz­ten Jah­ren ihrer Alters­klasse wer­den dadurch um die Mög­lich­keit gebracht, noch­mals die Früchte ihres Trai­nings zu ern­ten. So kön­nen bei­spiels­weise unsere Nach­wuchs­spie­ler des Jahr­gan­ges 2003 letzt­ma­lig an Nach­wuchs­meis­ter­schaf­ten teil­neh­men. Es wäre daher schade, wenn neben der Punkt­spiel­sai­son auch die Tur­nier­sai­son abge­bro­chen wer­den würde. Wobei auch hier der sport­li­che Wett­kampf höchst­wahr­schein­lich nicht fair ver­lau­fen würde, da die Ergeb­nisse schlicht davon abhän­gen wer­den, wer gege­be­nen­falls das Trai­ning frü­her wie­der auf­neh­men kann bzw. eine Mög­lich­keit hatte auch wäh­rend des Lock­downs zu trai­nie­ren. Im Ergeb­nis über­wie­gen die Vor­teile eines Abbru­ches die Nach­teile jedoch.


Wel­che Aus­wir­kun­gen hat die Pan­de­mie auf den TTC Post gehabt?
Wir kön­nen uns bis­her glück­lich schät­zen, dass der weit über­wie­gende Anteil unse­rer Mit­glie­der sämt­li­che Fol­gen bis­her mit­ge­tra­gen hat und den Club wei­ter­hin unter­stützt .Wir muss­ten bis­her noch keine Aus­tritte wegen der Corona – Pan­de­mie und den damit ein­ge­schränk­ten Trai­nings­mög­lich­kei­ten hin­neh­men. Wir zäh­len daher zu den Ver­ei­nen, die bis­her finan­zi­ell durch die Pan­de­mie nicht belas­tet wurden.

Etwas Sor­gen macht mir jedoch die Betei­li­gung bezüg­lich des Trai­nings­be­trie­bes, wenn die­ser wie­der anlau­fen kann. Dies gilt ins­be­son­dere für den Nach­wuchs­be­reich. Auf Grund der Ein­schrän­kun­gen sind bereits im letz­ten Jahr neben dem Trai­nings ‑und Spiel­be­trieb selbst­ver­ständ­lich auch sämt­li­che Maß­nah­men zur Mit­glie­der­bin­dung aus­ge­fal­len. Weder konnte unsere Mit­glie­der­ver­samm­lung in dem gewohn­ten Rah­men erfol­gen, noch konn­ten wir Ver­eins­meis­ter­schaf­ten, Weih­nachts­feier und ähn­li­che geplante Akti­vi­tä­ten durch­füh­ren. Wir als rei­ner Indoor­sport­club konn­ten unse­ren Mit­glie­dern daher in den letz­ten Mona­ten nicht viel bie­ten. Zudem dürf­ten die Locke­run­gen für Sport im Außen­be­reich frü­her ein­set­zen. Ich befürchte daher, dass einige Mit­glie­der spe­zi­ell aus dem Nach­wuchs­be­reich sich zwi­schen­zeit­lich umori­en­tie­ren und eine andere Sport­art aus­pro­bie­ren. Ich würde mich natür­lich sehr freuen, wenn unsere Mit­glie­der mir das Gegen­teil bewei­sen und wir uns bald wie­der­se­hen können.


Wel­che Vor­stel­lun­gen hast Du und hat der Vor­stand bezüg­lich der Begren­zung nega­ti­ver Aus­wir­kun­gen?
Wir über­le­gen der­zeit, wel­che alter­na­ti­ven Ange­bote wir unse­ren Mit­glie­dern über digi­tale Medien anbie­ten kön­nen. Dies ist jedoch lei­der nicht so ein­fach. Wir wür­den gerne tisch­ten­nis­spe­zi­fi­sche Übun­gen im Rah­men eines digi­ta­len Trai­nings anbie­ten. Ohne die Mög­lich­keit die kor­rekte Aus­füh­rung der Übun­gen über­prü­fen zu kön­nen, ist dies jedoch aus fach­li­cher Sicht etwa pro­ble­ma­tisch, da wir nicht wol­len, dass die Teil­neh­mer sich gege­be­nen­falls fal­sche Bewe­gungs­ab­läufe ein­prä­gen. Soll­ten wir eine Lösung fin­den, wer­den wir das natür­lich schnellst­mög­lich für alle Mit­glie­der anbie­ten. Sollte einer unse­rer Mit­glie­der zu die­sem Thema Vor­schläge oder Anre­gun­gen haben, ste­hen wir die­sen sehr offen gegen­über. Bitte wen­det Euch dann an mich.

Auch aus die­sem Grund wol­len wir allen Mit­glie­dern die Mög­lich­keit geben, an Frei­ta­gen ab 19.00 Uhr bis vor­aus­sicht­lich 20.00 Uhr , je nach Betei­li­gung auch län­ger, in Kon­takt mit uns zu tre­ten und Fra­gen zu stel­len, Wün­sche und Anre­gun­gen mit­zu­tei­len oder sich ein­fach nur aus­zu­tau­schen. Wir wer­den dafür online einen Bespre­chungs­raum ein­rich­ten, in wel­chem sich sämt­li­che Mit­glie­der über einen Link mit Handy, PC oder Lap­top ein­wäh­len. Den Ein­la­dungs­link wer­den wir vorab per E‑Mail bzw. über unsere Whats­App Gruppe mit­tei­len. Für die Teil­nahme sind über das End­ge­rät keine Vor­aus­set­zun­gen nötig. Es muss nichts instal­liert wer­den. Wir hof­fen auf eine rege Beteiligung.

Gleich­zei­tig hat der Vor­stand zuletzt beschlos­sen, die Bei­träge zunächst nicht ein­zu­zie­hen bis wir wie­der bes­ser wis­sen, wie sich die Situa­tion ent­wi­ckelt und wann wir den Trai­nings­be­trieb wie­der auf­neh­men kön­nen. Der Vor­stand spricht sich auch für eine mög­li­che Redu­zie­rung der Bei­träge für die­ses Jahr aus, wenn dies durch die Mit­glie­der mehr­heit­lich geneh­migt wird.


Was hältst Du von der Über­le­gung zur Ver­rin­ge­rung der Mann­schafts­größe in der Ver­bands­liga von 6 auf 4 Spie­ler?
Ich stehe dem grund­sätz­lich posi­tiv gegen­über. Der DTTB hat beschlos­sen, ab der kom­men­den Sai­son sämt­li­che Mann­schaf­ten unter­halb der Bun­des­liga mit 4 Spie­lern antre­ten zu las­sen. Auch die Ver­bands­ober­liga dürfte diese Rege­lung ein­füh­ren. Eben­falls haben der Ber­li­ner Tisch­ten­nis Ver­band (BTTV) und andere Ver­bände bereits mit­ge­teilt, in der kom­men­den Sai­son oder stu­fen­weise in den nächs­ten Jah­ren sämt­li­che Mann­schaf­ten auf 4 Spie­ler umstel­len zu wol­len. Sicher hat­ten 6er Mann­schaf­ten im Ver­gleich zu 4er Mann­schaf­ten einen gewis­sen Reiz, ins­be­son­dere in Hin­blick auf die Stim­mung und den Zusam­men­halt im Team. Aus sport­li­cher Sicht besteht für mich jedoch kein Grund, warum die Ver­bands­liga mit 6 Spie­lern durch­ge­führt wird, die Ligen dar­un­ter und dar­über jedoch mit ledig­lich 4 Spie­lern. In Rück­spra­che mit dem Ver­bands­li­ga­team unse­rer ers­ten Mann­schaft haben wir daher für die Umstel­lung gestimmt. Wie am Ende ent­schie­den wird bleibt abzu­war­ten, da es sicher ver­schie­dene Mann­schaf­ten gibt, die das alte Spiel­sys­tem bei­be­hal­ten wollen.

Das Inter­view führte Klaus-Peter Fischer, Ehren­mit­glied des TTC POST Brandenburg